Gefangen im Büro

Heute Abend war ich irgendwann der letzte von unserer Firma, der noch im Büro saß. Das passiert zwar nicht immer, aber es ist auch nichts Ungewöhnliches. Ich las gerade noch über einige Zeilen Code, die ich nachträglich noch mit Kommentaren schmückte, wie es sich zwar eigentlich nicht gehört, aber es die meisten Programmierer dennoch machen, als ich, in freudiger Erwartung auf meinen baldigen Feierabend, mich noch einmal reckte, um meine Konzentration noch einmal für weitere 5 Minuten zu heben, und plötzlich der Alarm in unseren Büro los ging.

Was wird passieren? Wird David es aus dem Gebäude schaffen? Werden die herbeieilenden Heerscharen von Polizisten Verständnis mit seiner Situation haben oder wird unser Held erst einmal eine Nacht hinter schwedischen Gardinen verbringen müssen, bis seine Unschuld in diesem Fall geklärt werden kann? Kann sie überhaupt geklärt werden? Und was hat das ganze mit den ominösen NullPointerExceptions zu tun, mit denen sich unser Held eine Stunde vorher herum schlagen musste? Das alles und noch viel mehr gibt es nicht etwa in der nächsten Folge, sondern einfach indem man hier auf <weiter> klickt.

(na gut, ich gebe zu, der Cliff Hanger ist etwas überdramatisch, aber es bot sich gerade so an)

Jedenfall hat mich der plötzliche Alarm ganz schön erschreckt. Anscheinend bin ich die letzte Person im ganzen Büro und die Person, die vor mir gegangen ist hat den Alarm angestellt. (für all jene, die der Meinung sind, dass ich das doch bereits erwähnt habe, sei noch einmal erwähnt, dass in dem Büro mehrere Firmen sitzen und nur weil ich der Letzte von unserer Firma war heißt das noch nicht, dass ich auch der Letzte im Büro bin) Normalerweise gibt es immer einen Kollegen (ich nenne ihn der Einfachheit halber jetzt „Kollege“, da dies viel greifbarer ist als „Typ, der zwar bei einer anderen Firma, aber im gleichen Büro arbeite wie ich“), der immer bis sehr spät bleibt und die wenigen Male, als ich tatsächlich länger als er da war, hat er sich noch kurz verabschiedet. Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich zur Eingangstür ging, um den Alarm auszuschalten.

An dieser Stelle möchte ich kurz den Aufbau unseres Sicherheitssystems skizzieren, da dies für den weiteren Verlauf dieser Geschichte von essenzieller Bedeutung ist. Jeder, der in unserem Büro arbeitet bekommt einen kleinen Plastik-Chip und einen Code. Wer morgens als erster kommt, muss seinen Plastikchip vor dem Lesegerät mit Zahlenpad an der Außentür vorbei ziehen und dann seinen Code eingeben. Dann wird die Außentür entriegelt (und bleibt es im Laufe des Tages auch, sodass jeder durch diese Tür hinein kann) und man kann eintreten. In diesem ersten Vorraum befindet sich ein weiteres Zahlenpad für die Alarmanlage. Hier muss man einen anderen Code eingeben und die Alarmanlage ist ausgestellt. Dann kommt die Innentür, die zwar an der Außenseite einen Knauf hat, aber aufspringt, wenn man den Chip vor dem Lesegerät an der Außentür vorbei zieht.
Jede weitere Person, die an diesen Morgen (oder überhaupt in Laufe des restlichen Tages) das Büro betreten will, zieht einfach nur ihren Chip an dem Lesegerät an der Außentür vorbei und kann durch beide Türen gehen.
Die letzte Person am Abend gibt im Vorraum noch einmal den Code für die Alarmanlage ein, geht durch die Außentür, schließt diese, drückt am Äußeren Zahlenpad die Taste für das Verriegeln der Außentür und bestätigt mit Chip und Code.
Das mag jetzt vielleicht etwas streng gesichert vorkommen, ist es aber nicht. Ich hoffe ihr konntet meinen Ausführungen folgen.

Jedenfalls bin ich in den Vorraum und habe den Code für die Alarmanlage eingegen, worauf der Alarm aufhörte. Anschließend habe ich meinen Chef angerufen, ihm von der Sache erzählt und dieser hat den Vermieter angerufen und gesagt, dass es ein falscher Alarm war, damit dieser das an das Sicherheitsunternehmen weiter geben kann.

Damit war für mich die Sache geklärt. Ich habe noch meine Tätigkeiten beendet, meine Sachen eingepackt und wollte gehen. Als ich dann aber im Vorraum stand und versucht habe die Außentür zu öffnen, wurde mir bewusste, dass jener letzte Kollege nicht nur den Alarm aktiviert hat, sondern auch die Außentür verschlossen hat. In ziemlich genau diesem Moment hörte ich das „Klick“, mit der die Tür hinter mir ins Schloss viel. Damit war ich in dem ca. 1m² großen „Raum“ zwischen den beiden Türen gefangen und die einzige theoretische Möglichkeit, die sich mir in dieser Situation bot, war den Alarm an und aus zu stellen, was meiner Situation auch nicht behilflich sein wurde.

Also rief ich noch einmal meinen Chef an und auf meine Kurzbeschreibung der Situation erwiderte er „Ohh, didn’t we tell you about the risk of getting trapped between those two doors?“ „Well, I know now!“. Nein, aber so schlimm war es nicht. Er versuchte den Vermieter zu erreichen, während ich glücklicherweise in der Lage war, einen vorbei laufenden Passanten heran zuwinken, ihm meinen Chip durch den Briefkastenschlitz zu reichen und ihn zu erläutern, wie man das Schloss von außen öffnet. Leider hat er durch den Briefkastenschlitz meinen Code nicht richtig verstanden, wodurch sich das System aus Sicherheitsgründen weigerte nach dem 3. falschen Versuch meinen Chip weiterhin zu akzeptieren. In der Zwischenzeit bekam ich die Meldung, dass der Vermieter auf dem Weg sei und in 10 Minuten da sei. Ich versuchte mich mit dem Gedanken abzufinden, weitere 10 Minuten in meiner kalten Gefängnis zu verbringen, als der Kollege, der die Tür abgeschlossen hatte, wiederkam. Anscheinend war er nur kurz unterwegs gewesen und dachte, er sei wie sonst der Letzte im Büro. Sein Chip funktionierte natürlich und so konnte ich dann auch bescheid sagen, dass der Vermieter nicht mehr lang kommen brauchte.

Nach diesen aufregenden Minuten war dann mein Arbeitstag aber auch wirklich zuwende.

Und was hat das ganze jetzt mit NullPointerExceptions zu tun? Nun, rein gar nichts. Ich wollte lediglich einen potenziellen Bösewicht für den Cliff Hanger ins Spiel bringen und das war das erste war mir dazu eingefallen ist. Und bevor irgendwelche Kommentare kommen: Ja, ich weiß, dass das ein gutes Zeichen für benötigtest Wochenende ist.

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