Warum ich nicht bei StudiVZ bin

Nächste Woche Donnerstag findet in der Nähe meines ehemaligen Wohnortes unser alljährlicher Abitreff statt. Dabei handelt es sich um eine sehr schöne Tradition meiner ehemaligen Schule, bei der der 13. Jahrgang eine Feier für alle ehemaligen organisiert (und bei dieser Gelegenheit auch gut für die Abikasse verdient). Es ist ganz nett, die meisten Leute wieder zu sehen und zu hören, wie es bei ihnen läuft und was sie machen. Es gibt allerdings eine Sache, von der ich schon jetzt weiß, dass sie mich ungeheuer nerven wird: die immer wiederkehrende Frage „Und, bist du bei StudiVZ?“. „Nein bin ich nicht und auch stolz darauf!“ Mindestens genau so schlimm ist die darauf folgende Frage: „Aber wieso denn nicht? Das ist doch so toll!“ „Nein ist es nicht!“ Um diesen Fragen vorzugreifen, werde ich hier nun meine Gründe darlegen, warum ich nicht bei StudiVZ bin (wer mit dem Begriff „StudiVZ“ nichts anfangen kann, darf sich glücklich schätzen und braucht diesen Artikel nicht lesen) . Meine Hoffnung ist, dass ich hiermit

  • a) bei den zu erwartenden Fragen nur eine kurze, vielleicht etwas drastische Zusammenfassung geben kann und für weitere Informationen und Quellenangaben auf diesen Post verweisen kann,
  • b) vielleicht doch noch dem ein oder anderen Leser dieses Blogs die Augen öffnen kann (die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt)
  • und c) vielleicht den ein oder anderen Besucher des Abitreffs davon abhalten kann mir auf die Nerven zu gehen.

Nun aber zu meinen Gründen. Es gibt nur wenige Firmen die so oft und so konstant in den Negativschlagzeilen sind wie StudiVZ. Und jedes Mal, wenn so etwas passiert denke ich mir nur „Gut, das mich das nicht betrifft.“ Hier nun eine Liste meiner Gründe, ohne spezielle Reihenfolge und auf gar keinen Fall mit Anspruch auf Vollständigkeit.

  1. Sicherheitslücken

    Einer der Gründe, warum StudiVZ oft durch die Presse geht, sind diverse Sicherheitslücken. Das geht von einfachen Defacements des Blogs, über das unproblematische, öffentliche Erreichen eigentlich geschützter Inhalte (siehe auch hier) bis hin zum unerlaubten Auslesen der Datenbanken.

  2. Privatsspäre

    1. das grundlegende Problem

      Solche sozialen Netzwerke funktionieren deshalb, weil man sich mit „Freunden“ austauschen, Kommentare an Pinnwände schreiben und Fotos hochladen kann. Alles Sachen, die den meisten Nutzern Spaß zu scheinen machen. Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen, allerdings möchte ich nur noch einmal darauf hinweisen, dass das meiste von diesen Inhalten öffentliche zugänglich ist. Und Sachen, die heute für einen kein Problem sind, sind vielleicht in einigen Jahren nicht mehr so witzig. Das Dumme an der Sache ist nur: das Internet vergisst nicht! Ein ratsamer Grundsatz in solchen Fällen ist, sich vor dem Hochladen entsprechender Inhalte zu fragen: „Möchte ich wirklich, dass in vielleicht 5 oder 10 Jahren mein potenzieller Arbeitgeber vor meinem Bewerbungsgespräch dieses Foto unserer Erstsemesterparty sieht?“. Ich hoffe ihr versteht was ich meine.

    2. das StudiVZ-Problem

      Die neuen AGB. Mehr brauche ich eigentlich nicht sagen. Siehe hier und hier und hier und hier und hier (ich könnte die Liste so fortsetzen). Für alle die es nicht wissen, hier eine kurze Zusammenfassung: Personalisierte Werbung, Accounts können nicht mehr gelöscht werden, Weitergabe von Nutzerdaten und wer nicht zustimmt fliegt raus. Im ursprünglichen Plan waren auch Verkauf von Nutzerdaten sowie SMS- und Chat-Werbung mit enthalten, die wurden aber nach einer massiven Protestwelle entfernt. Nichts desto trotz ist die Sache in meinen Augen eine Sauerei.

  3. StudiVZ geht nur halbherzig gegen rechte Gruppierungen innerhalb von Studi VZ vor

    (Link) Und wenn mal etwas unternommen wird, dann anscheinend nur nach Druck von außen. Es ist allerdings wenig überraschend, wenn man sich anschaut, was der einer der Mitgründer so anstellt.

  4. StudiVZ geht nur halbherzig gegen sexuelle Belästigung innerhalb von StudiVZ vor

    (Link und Link) und auch das ist wenig überraschend, wenn man sich anschaut, was der eine (siehe Problem 5) oder andere Mitgründer (siehe Fettgedrucktes am Ende des Artikels; kleiner Zusatz zu Grund 3: der Beitrag aus dem das gemeinte Zitat stammt ist übrigens mit „post heil“ unterschrieben) so anstellt.

Ach übrigens: das amerikanische Pendent zu StudiVZ, Facebook, ist in meinen Augen auch nicht besser. Bei denen ist es schon lange so, dass man einen Account nur deaktivieren, aber nicht löschen kann. Und auch das Debakel ihrer Werbestrategie „Beacon“ zeigt, wie sehr ihnen die Privatsphäre ihrer Nutzer egal ist.

Ach noch eine Klarstellung zum Schluss: Nur weil ich eine Abneigung gegen diese Seite haben, heißt das noch lange nicht, dass ich Leute, die diese Seite benutzen deswegen verachte oder geringschätze. Es ist die eigene Entscheidung jedes/jeder Einzelnen wie er/sie mit privaten Daten umgeht.

einige der Links via Daniel und volkersfreunde.

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3 Antworten zu Warum ich nicht bei StudiVZ bin

  1. Daniel sagt:

    Schön ausführlich gesammelt, hat man wieder einen Link um ihn unbelehrbaren zu schicken 😉
    Und vor allem ganz wichtig dein Punkt:
    Facebook ist nicht besser!
    Hab das gefühl aus einem unbegründeten Gefühls da-ist-es-besser verschleudert man dort seine Daten nun wieder aufs neue…

  2. Sebastian sagt:

    Hallo David,

    danke für die Zusammenfassung. Sehr informativ.

    Gruß

    Sebastian

  3. Doodee sagt:

    Thanks for sharing

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