schwedische Weihnachtsbräuche

Ich wurde gebeten, etwas über die Weihnachtstraditionen in Schweden erzählen. Diesem Wunsch komme ich gerne nach.

lebkuchenhaus

Grundsätzlich sind sich die Weihnachtstraditionen denen in Deutschland sehr ähnlich. Die Geschenke (Julklapp) bringt auch hier der Weihnachtsmann (Jultomten) am Abend des 24. Dezember. Allerdings wohnt der schwedische Weihnachtsmann weder am Nordpol noch in Finnland, sondern in Nordschweden. In den Wohnstuben gibt es Tannenbäume und es ist reiner Wahnsinn am Samstag Nachmittag vor dem 3. Advent in ein Kaufhaus zu gehen um Weihnachtsgeschenke zu kaufen.

Darüber hinaus gibt es aber doch einige Besonderheiten, die es wert sind berichtet zu werden.

Lucia-Fest

Lucia
image by N_Creatures

Eine der Besonderheiten in der schwedischen Vorweihnachtszeit ist das Lucia-Fest, welches am 13. Dezember gefeiert wird. Bis zur Einführung des gregorianischen Kalenders war dies der kürzeste Tag des Jahres (Wintersonnenwende). Früher markierte dieser Tag das Ende der winterlichen Feldarbeit und den Beginn des vorweihnachtlichen Fastens. Heute ist es Brauch, dass an diesen Tag sich die Mädchen weiße Gewänder anziehen und singen. Dabei gibt es eine „Lucia“ (in Familien traditionell die älteste Tochter), die einen Kranz aus Kerzen auf dem Kopf trägt. Die Mädchen um sie herum tragen je eine Kerze in der Hand. Heutzutage werden aus Sicherheitsgründen oft elektrische Kerzen verwendet und bei Familien mit mehreren Töchtern wird die Lucia jedes Jahr gewechselt, dass sich die jüngeren Töchter nicht benachteiligt fühlen. Jungen sind oft auch als Sternenjungen mit dabei. Gemeinsam werden dann Lucia-Lieder gesungen, Weihnachtsgebäck gegessen (siehe nächsten Absatz).
Das erste Mal wird Lucia meist morgens im Kreise der Familie gefeiert und anschließend auch in Kindergärten, Schulen, Kirchen und an Arbeitsplätzen (dann durchaus in etwas älterer Besetzung). In Schweden ist der Luciatag übrigens kein Feiertag.

Weihnachtsgebäck und -getränk

Auch wenn alle 3 der nun hier vorgestellten Gebäcke das ganze Jahr über erhältlich sind, so bekommen sie jedoch zu Weihnachten eine besondere Bedeutung:

Pepparkakor (Pfefferkuchen)

pepparkakor

Wörtlich übersetzt Pfefferkuchen, auch wenn für die deutsche Auffassung wohl Spekulatius näher kommt als Lebkuchen. Sie sind allerdings nicht so kräftig gewürzt wie Spekulatius. Zu Weihnachtszeit sind sie sehr beliebt und werden im wahrsten Sinne des Wortes Eimerweise in Supermärkten verkauft. Aber auch im Rest des Jahres sind sie als Gebäck erhältlich und werden z.B. vielerorts zum Kaffee gereicht. Übrigens kann man sie auch herzhaft genießen, z.B. mit Käsepaste.

Kanelbulle (Zimtschnecke)

kanel-bulle

Dieses Gebäck verdeutlicht gleich zwei schwedische Backbesonderheiten: zum einen Zimt! Es wird hier unheimlich viele Sachen mit unheimlich viel Zimt gebacken. Zum anderen Bulle. Dieses Wort hat keine eindeutige deutsche Übersetzung. Ich habe inzwischen auch aufgegeben eine zu finden. Mittlerweile bin ich der Ansicht, dass dieses Wort für so ziemlich jedes rundliches Gebäck in Portionsgröße gebraucht werden kann, ganz egal was drin ist, wie es gebacken wurde oder wie und wann man es isst. Aufgrund der Form der Kanelbulle wird das @-Zeichen auch gelegentlich als „Kanelbulle“ bezeichnet, auch wenn es sonst auf schwedisch „Snabel-A“ heißt.

Lussekatt (wörtlich: Luciakatze)

lussekatter

Im weiteren Sinne kann man es mit Safranzopf übersetzten. Es handelt sich um einen mit Safran versetzten Hefeteig, der meist die Form einen S hat. In den beiden Wirbels befinden sich Rosinen und die Windungen sind mit einer marzipanähnlichen Zuckermasse gefüllt. Dieses Gebäck wird besonders am Luciatag verspeist. Wie auch Zimt, ist Safran ein in Schweden sehr verbreitetes Gewürz für Gebäck, allerdings bezweifle ich bei den eingesetzten Mengen, dass es sich in den meisten Fällen um echten Safran handelt.

Glögg

Glögg ist das schwedische Pendent zum Glühwein. Allerdings ist er deutlich süßer und auch auf Weißweinbasis sehr verbreitet. Serviert wird er meist mit mehreren Rosinen und einigen Mandel in der Tasse.

Heilig Abend

Wie auch in Deutschland unterscheiden sich die einzelnen Traditionen am Heiligabend von Familie zu Familie. Was allerdings einen Großteil der Schweden am Heilig Abend verbindet ist eine Folge von Donald Duck (auf schwedisch: Kalle Anka), die jedes Jahr am 24.Dezember um 3 Uhr Nachmittags im Fernsehn läuft. Diese Tradition stammt aus der Zeit als es nur zwei schwedische Fernsehsender gab und die Programmvielfalt dementsprechend gering war. Für Kinder war diese Folge daher ein lang erwartetes Event. Durch die heutige Fernsehsituation ist es für Kinder jedoch bei weiten nicht mehr so aufregend und daher sind es in den meisten Familien die Eltern, die maßgeblich dafür sorgen, dass die Familie am Heilig Abend eine tollpatschigen Ente zusieht. Diese Folge hat hier eine vergleichbar hohen Kultcharakter wie „Dinner for One“ in Deutschland, was hier übrigens auch läuft und bekannt ist, allerdings nicht in einem so hohen Maße.

Ich hoffe das hat die Frage nach schwedischen Weihnachtstraditionen beantwortet. Wenn auch ihr etwas bestimmtes über Schweden wissen wollte, schickt mir eine E-Mail oder schreibt einen Kommentar.
Noch ein kleiner Hinweis zum Abschluss: das meiste Wissen, welches ich hier niedergeschrieben habe basiert auf meiner eigenen Erfahrung oder aus Gesprächen mit anderen Leuten. Einiges habe ich auch extra noch einmal nachrecherchiert. Allerdings kann es durchaus sein, dass ich hier nur einen eingeschränkten Blick auf Schweden habe und es im Rest des Landes ganz anders zugeht als hier in Stockholm, was in den meisten Fällen nicht der Fall sein sollte. Bitte habt das jedoch im Hinterkopf, wenn ihr hier meine schwedischen Verallgemeinerungen lest.

Viel Grüße aus dem weihnachtlichen Stockholm
David

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7 Antworten zu schwedische Weihnachtsbräuche

  1. Gisela Schmidt sagt:

    Hallo,
    habe gerade bei der Recherche über Weihnachtsbräuche in anderen Ländern diese Seite gefunden. Möchten in unserer Gemeinde einen Abend über verschiedene Heilige in der Adventszeit machen u. a. über Lucia. Gibt es den irgendwo eine Bezugsquelle für diese Lichterkränze? Vielen Dank für weitere Informationen.
    Mit vorweihnachtlichen freundlichen Grüßen
    Gisela Schmidt

  2. Monika Mueller sagt:

    Hallo David

    Besten Dank für den umfangreichen und detaillierten Beschrieb des Weihnahchtsgebrauchs bei Euch in Schweden. Lustig fand ich die Geschichte mit dem Donald Duck……

    Frohe Weihnachten…

    Liebe Grüsse

    Monika

  3. Anne sagt:

    Hallo David,
    ich bin auf der Suche nach der Bedeutung/Tradition usw. der „Dreiarmkerze“
    Sowohl bei Petterson und Findus als auch in den Tomte- Büchern von Lindgren sind sie zu sehen. in Dänemark werden sie wohl erst am Dreikönigstag entzündet. In Schweden wohl schon Weihnachten. Weißt Du etwas darüber ?
    Ich wünsche Dir eine schöne Weihnachtszeit dort oben und Grüß mir den Tomte…

    Liebe grüße
    Anne

  4. Timo sagt:

    Jaja, sehr wahr der Artikel. Seh‘ ich fast genauso. Liebe Gr

  5. Diana Krafft sagt:

    Ich suche eine Bastelanleitung für einen Kerzenkranz für den Kopf. Wir wollen dieses Jahr im Kindergarten das Luciafest feiern.
    Können Sie mir helfen?

  6. Kathi Klingler sagt:

    Hallo,
    da ich und meine freundin dieses jahr unser schulhaus mit Weihnachtsbräuchen aus aller welt schmücken müssen und wir uns für schweden entscheiden haben….möchte ich fragen ob es typische merkmale von der weihnachtsdekoration in schweden gibt 😀
    lieber gruß Kathi

  7. Mark sagt:

    Hallo David
    Danke für deinen Bloggbeitrag. Er sollte jedoch auch noch ergängzt werden mit den Weihnachtsessen in Schweden (Julbord), dass typische Bauertraditionen hat.
    Alles Gute und Frohe Feste
    Mark

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